Exkursion September 2019 - Schleswiger Stadtgeschichte

Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte e. V.
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Exkursion September 2019

Schlösserfahrt nach Nordschleswig
 
 
Zur Exkursion der „Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte“ konnte Jürgen Rademacher (in Vertretung für Siegfried Lawrenz) am 14. September eine froh gestimmte, interessierte Teilnehmerschar begrüßen. An diesem durchweg sonnigen Tag ging es zunächst nach Krusau. Dort wartete schon das Ehepaar Wree auf uns. Lorenz Peter Wree ist dänischer Pastor i. R. und Vorsitzender der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft Nordschlewig. Auf unserer weiteren Fahrt an der nördlichen Förde („Nordschleswigsche Riviera“, mit wundervollen Ausblicken) entlang bis zu den Insel Als und Broager verblüffte er uns mit seinem enormen Wissen über Land und Leute, über Fürsten, Herzoge und Könige und ihre Familiengeschichten.

Schloss Gravenstein im schönen Park, Sommerresidenz der Königin, war unsere erste Station. Die wechselvolle Geschichte der Gebäude ist eng mit den Ahlefeldt’s verbunden. Der Schlossneubau um 1700 (mit der Kirche im Nordflügel) geht auf Graf Ahlefeldt den Jüngeren zurück. Weitere An- und Ausbauten in der Folgezeit (bis 1935) führten zu dem heutigen Aussehen. Beeindruckend ist die Kirche mit den bebilderten Emporen (biblische Szenen, die vom Glauben erzählen und zum Glauben anregen wollen). Sie ist nach wie vor Gemeindekirche des Ortes.

Über die große Alsensund-Brücke gelangten wir nach einer kleinen Stadtrundfahrt zum Schloss Sonderburg. Die ursprüngliche Burganlage wurde unter Christian III. (1534-59) zum Renaissanceschloss umgebaut. Bald darauf entstand die Schlosskapelle nach dem Vorbild Torgaus (Luthers Predigtstätte) als älteste protestantische Kirche im Norden. Auffällig sind hier die schlichten Emporen, versehen mit deutschen Bibeltexten, und die alte Säule in der Mitte. Die Außenfassaden und Fenster des Schlosses wurden später im barocken Stil umgestaltet. Im sehenswerten Rittersaal hat der Schleswiger Domchor vor zwei Jahren das Oratorium „Der rote König“ aufgeführt, in Erinnerung an Christian II., der hier im Schloss zeitweise gefangen gehalten wurde.

Das schmackhafte und reichhaltige Mittagessen im „Alsion“ bot Gelegenheit zum Innehalten und zur Stärkung. Der imposante moderne Bau mit dem Konzertsaal (ausgezeichnete Akustik!) und der überwiegenden Nutzung als Universität verbreitet eine offene, wohltuende Atmosphäre. Die großen Fenster in der mehrstöckigen Cafeteria geben den Blick frei auf den Alsensund und das riesige neue Hotel gegenüber.

Von Sonderburg ist es nicht weit bis Augustenburg. Vom Schlosspark aus konnten wir die gesamte Schlossfassade ins Auge fassen. Auch hier gab es ausführliche Königs- und Herzogsgeschichten, die jeder auf einem Schaubild in Händen hatte. Nach 1770 entstand der dreiflügelige Schlossbau im Spätbarock, als Residenz der Augustenburger Herzöge. Heute werden die Räumlichkeiten von Ministerien genutzt. Die schlichte Kapelle (um 1776) ist auch hier die Gemeindekirche. Auffällig ist der „Kanzelaltar“ mit der Orgel darüber. Der große freie Raum in der Mitte erinnert daran, dass dies früher der „Festsaal“ war. Angeleitet von unserem Reiseführer haben wir hier ein Lied von J. K. Lavater angestimmt: „O lasst auch uns erheben den Herrn des Lebens lang; ja, unser ganzes Leben sei lauter Lobgesang“. 1786 hatte Lavater über die Hochzeit der sympathischen Prinzessin Louise Augusta (Tochter von Dr. J. F. Struensee) berichtet.

Im Fjordhotel am Hafen von Augustenburg war die Kaffeetafel für uns vorbereitet. Üppig waren die Torten, reichlich die „Bøller“ (Brötchen mit salziger Butter) als „Vorspeise“ und wohlschmeckend der Kaffee. Hier kam keiner zu kurz.

Auf der Fahrt durchs Land sieht man von weitem die beiden Türme der romanischen Kirche von Broager. Der Sage nach sollten sie dem heimkehrenden Vater verkünden, dass Zwillinge geboren waren. Nach dem 30jährigen Krieg entstand neben der schlichten Kirche ein hölzernes Glockenhaus, wohl das älteste noch erhaltene in Dänemark. Seit 1905 hängen die Glocken wieder im Turm. – Nachdem eine fröhliche Hochzeitsgesellschaft die Kirche verlassen hatte, bewunderten wir im Innenraum die spätromanischen Gewölbe mit den spätgotischen Kalkmalereien, dem alten Kreuz von 1250 und dem Herzogstuhl.

Bei der Rückkehr zum Bus sagte eine begeisterte Reiseteilnehmerin: „Das war aber ’ne schöne Kirche!“ Das könnte man zusammenfassend von dieser Tagesreise nach Nordschleswig sagen: „ Das war aber ’ne schöne Exkursion!“ Wir haben viel Schönes und Interessantes gesehen und gelernt. Dafür sind wir Herrn Lawrenz, Herrn Rademacher, Herrn Wree und unserem Busfahrer dankbar.
 
 Johannes Pfeifer
 
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